Anfrage an die Pressestelle des HILFSWERK Niederösterreich

Seite 1 der Presseanfrage an das NÖ HilfswerkSeite 2 der Presseanfrage an das NÖ HilfswerkIm Zusammenhang mit unserer Exklusivserie zum „Pflegenotstand aus der Sicht des Pflegepersonals“ hat DER GLÖCKEL am 5.9.06 um 18:14 Uhr eine Anfrage wie folgt an die Pressestelle der Landesgeschäftsführung Hilfswerk Niederösterreich gesendet. Diese wurde von der Pressesprecherin, Frau Mag. Petra SATZINGER am gleichen Tag um 18:15 Uhr als empfangen bestätigt:

1:1 Abschrift

sehr geehrte frau satzinger!
im zusammenhang mit einer veröffentlichung zum hilfswerk geben wir ihnen die möglichkeit zu folgenden punkten eine stellungnahme abzugeben. der guten ordnung halber weisen wir darauf hin, daß uns im causalen zusammenhang von unterschiedlichen personen des hilfswerkes, unabhängig voneinander, bereits schriftliche beurkundungen der angaben vorliegen und wir über einschlägige dokumente verfügen.

1. wie steht ihre organisation zu dem fakt, daß mobile heimhelfer sowie pflegehelfer durch dezitierte arbeitsaufträge durch die einsatzleitung veranlaßt werden pflegemaßnahmen, dessen vornahme durch einschlägige gesetzliche bestimmungen nicht gedeckt sind, vorzunehmen?

2. warum wird bei einer zu betreuenden person, die verrechnungstechnisch über das bundesland burgenland abgerechnet wird anstelle einer heimhelferin eine pflegehelferin entsandt, wenn diese dann für die dienstverrichtung weniger geld zur entlohnung als normal erhält? laut der einsatzleitung erhält der hw-dienstnehmer deshalb weniger stundenlohn durch den arbeitseinsatz im burgenland, weil der gebietskörper nur leistungen bezahlt, die dem tarif des arbeitsauftrages entsprechen. somit erhält die pflegehelferin die die arbeit ausführt nur die entlohnung in höhe der heimhelferin.

3. ist es zutreffend, daß zu den geburtstagen mitarbeiter des hw 10.- euro in bar erhalten? wenn nicht, wann wurde dieses „geburtstagsgeld“ eingestellt und aus welchem grund?

4. warum werden dienstpläne durch die einsatzleitung erstellt, die wartezeiten bei zwei hintereinander zu betreuenden personen beinhalten die dann nicht bezahlt werden (~ zu einer stunde)?

5. sieht ihre organisation eine derartige einsatzplanung, die unbezahlte wartezeiten von über 27 stunden pro monat, alleinig durch zusammenzählung der anlaufenden stunden beim vormittagsdienst zur folge haben, als gesetzlich gedeckt?

6. warum wird dienstnehmern ihrer einrichtung die fahrtzeit zu betreuenden personen nicht als arbeitszeit in dem umfang angerechnet, wie sie real anfällt?

7. sieht ihre einrichtung diese vorgangsweise im einklang mit den gesetzlichen bestimmungen?

8. wie kann es sein, daß die einsatzleitung zu personen dessen pflegeumfang wissentlich maßnahmen erfordert, die laut einschlägigen gesetzlichen bestimmungen dipl. pflegepersonal erfordert, dennoch heimhelfer und pflegehelfer sendet und angehörige sich dann berechtigt beschweren?

9. warum wird innerhalb des pflegepersonals (hh, ph, dph) mit unterschiedlichen auslastungsquoten abgerechnet? (Anm. d. Red..: hh = Heimhelfer, ph = Pflegehelfer und dph = diplomiertes Pflegepersonal)

10. sieht ihre einrichtung angesichts der realarbeit nicht eine diskriminierung der hh und ph durch diese quotenregelung?

11. warum werden durch die einsatzleitung dienstpläne erstellt, die keinesfalls in der realtiät umsetzbar sind?
realbeispiel:11:30 beginn der betreuung bei patienten a für die eine halbe stunde festgelegt wurde um 12:00 laut einsatzplan beginn der betreuung bei patienten b 27km entfernt mit einer fahrtzeit laut routenplaner von 23min.

12. finden sie es gegenüber der zu betreuenden personen fair, daß bei schulungen ihrer einrichtung das personal angewiesen wird, 5 min vor ablauf der betreuungszeit vom patienten abzufahren um bei den fahrtzeiten einsparungen vorzunehmen?

13. ihre leitende mitarbeiterin dgks frau … als antwort auf die mitteilung, daß eine ma die dienstfrei war nicht zu der dienstbesprechung kommen kann, weil sie auf ihre enkel aufpaßt: „die tochter soll sich wen anderen für die kinder suchen“ – wie ist eine derartige aussage in einklang mit dem inhalt ihrer einrichtung zu bringen?

14. detto zitat betriebsleiterin … im gespräch mit frau … (Anm. d. Red.: Hermine) „sie haben sich schon viel geleistet – alleine katheder setzen und leute vergessen“

redaktionsschluß für diese reportage ist donnerstag 12.00 uhr. ihrer stellungnahme mit interesse entgegensehend verbleibe ich
mit freundlichen grüssen
walter egon glöckel

Antwort NÖ HILFSWERK

Am 7. September 61 Minuten vor dem angegeben Redaktionsschluß für die 1. Reportage zur Serie mit dem Titel „Die geraubten Perspektiven nach einem arbeitserfüllten Leben“ trifft folgende e-Mail der Pressestelle vom HILFSWERK ein:

Wir bestätigen den Erhalt Ihrer Anfrage. Aufgrund der hohen Komplexität und Vielschichtigkeit des von Ihnen bearbeiten Themas lassen sich Ihre Fragen jedoch nicht auf dem schriftlichen Weg beantworten. Vielmehr möchten wir Ihnen ein persönliches Gespräch anbieten. Unser Management ist gerne bereit, sich mit Ihnen zu treffen und sich mit Ihren Fragen auseinander zu setzen. Wir bitten Sie um Terminvorschläge.

Mit freundlichen Grüßen
Mag. Petra Satzinger
Öffentlichkeitsarbeit/PR

Noch am gleichen Tag um 14:31 Uhr schickten wir an die Pressestelle vom HILFSWERK folgende e-Mail ab:

sehr geehrte frau mag. satzinger!

eigentlich wäre die punktuelle beantwortung durchaus teilweise mit einem einfachen „ja“ oder „nein“ möglich gewesen. 62min vor ablauf des redaktionsschlusses eine solche nachricht zu erhalten, macht nicht gerade ein gutes bild. seit einigen wochen habe ich fast täglich interviews mit mitarbeiterinnen und ehemaligen angestellten ihrer einrichtung und seit der veröffentlichung des prologs kommen zunehmend ebenso e-mails von menschen, die über ihre „problemstellungen“ beim hw berichten. tatsächlich sind die jeweiligen sachverhalte sehr umfassend und aus diesem grunde werden die veröffentlichungen in einer fortlaufenden serie vorgenommen. in einer anderen form wäre die thematik gar nicht publizistisch umsetzbar.

ich kann mir derzeit nicht so ganz vorstellen, wie es mit den gesprächen mit ihrem management vor sich gehen soll. bei jeder einzelnen reportage ergeben sich dann entsprechende fragen. stellen sie sich das in der praxis dann so vor, daß wir uns einmal pro woche zu einem solchen gespräch zusammenfinden werden? sie wissen auch aus beruflicher erfahrung, daß es notwendig ist ihre stellungnahmen in gesicherter form in evidenz zu haben. deshalb die notwendigkeit der schriftform oder die aufzeichnung der gespräche mittels tonband.

ich habe mir in einer e-mail an ihren betriebsrat erlaubt auf den persönlichen umstand hinzuweisen, daß ich selbst früher im sozialbereich tätig gewesen bin. für mich ist die alten- & krankenpflege bei gott kein thema, daß ich alleinig aus der journalistischen sicht betrachte, sondern seit 20 jahren nicht aus den augen verliere. ich habe selbst windeln gewechselt und mein spektrum reicht bis zur sterbebegleitung. umso erschüttert bin ich persönlich über die mir nun im zusammenhang mit ihrer einrichtung vorliegenden fakten.

wenn, und das meine ich ernst, sie bei einem treffen nicht den versuch anstreben dinge zerreden zu wollen und auf die punkte der anfrage definitiv eingehen, dann biete ich ihnen ein treffen morgen um 11 uhr in hainburg an (dienststelle hw?). dabei können jedoch nur die fragen behandelt werden, die inhaltlich auch der betroffenen personen bereits zur stellungnahme übermittelt wurden.

in erwartung ihrer nachricht verbleibe ich
mit freundlichen grüssen
walter egon glöckel

In Anbetracht des Sachverhaltes sind wir davon ausgegangen, das unmittelbar die Bestätigung für das Treffen erfolgt und der Treffpunkt verifiziert werden würde. Es kam jedoch ganz anders – um 11:30 Uhr somit eine halbe Stunde nach dem vorgeschlagegen Termin traf eine e-Mail ein, jedoch nicht mehr von der Pressesprecherin, sondern die Causa wurde scheinbar zur Chefsache erklärt. Mag. Gunther HAMPEL in seiner Eigenschaft als Landesgeschäftsführer vom NÖ Hilfswerk teilt mit:

Wie bereits mitgeteilt können und werden wir Ihre Fragen nicht auf dem schriftlichen Wege beantworten, da dies aufgrund der Komplexität gar nicht möglich ist. Wir möchten aber betonen, dass wir Ihre Behauptungen und verallgemeinernden Anschuldigungen auf das Entschiedenste zurückweisen. Sie werden Verständnis dafür haben, dass wir uns rechtliche Schritte gegen Sie vorbehalten, falls Sie Ihre Behauptungen weiterhin öffentlich verbreiten.

Sollten Sie weiterhin an einem persönlichen Gespräch interessiert sein, um auch die Arbeitgegeber-Seite zu hören, sind wir dazu gerne bereit. Der von Ihnen sehr kurzfristig vorgeschlagene Termin am Freitag, 8. September, ist von uns aus nicht machbar. Bitte wenden Sie sich für eine Terminvereinbarung an mein Sekretariat, Frau …

Wir fordern Sie auf, unsere Räumlichkeiten bis auf weiteres nicht mehr zu betreten. Sollten Sie zuwiderhandeln, sehen wir uns ebenfalls gezwungen, den Rechtsweg zu beschreiten.

Was auch immer Herrn Mag. HAMPEL veranlaßt hat, die Anmerkung über das Betreten von Räumlichkeiten des Hilfswerk anzuführen, bleibt aus unserer Sicht rätselhaft. In den vergangenen 2 Jahren kam es nur ein einziges Mal dazu, daß wir uns in einem Büroraum aufgehalten haben.

Ja, die Thematik um den Pflegenotstand aus der Sicht der Beschäftigten ist brisant, aber die journalistische Pflicht erfordert es auch diese Seite zu Wort kommen zu lassen. Die berufliche Erfahrung hat gezeigt, daß alleinig derartige Gespräche, wie vom Hilfswerk offeriert, für eine Sicherung der gemachten Aussagen unzureichend sind, da Inhalte dann oftmals in Abrede gestellt werden (können). Die Möglichkeit zur Stellungnahme wurde ausgeschlagen und HAMPELS Mitteilung, „… werden wir Ihre Fragen nicht auf schriftlichen Wege beantworten …“ sprechen angesichts der uns vorliegenden Sachverhalte ihre eigene Sprache.

Wir werden für jede Publizierung auch weiterhin an die Pressestelle die entsprechenden Anfragen richten. Ob diese dann beantwortet werden oder nicht, bleibt dem Hilfswerk überlassen. Mit Sicherheit wird die Öffentlichkeit und jeder mündige Bürger sich darüber sein eigenes Urteil bilden.

Was die Androhung der juristischen Schritte gegen unser Nachrichtenmagazin betrifft, so kann jedoch angemerkt werden, das es nicht nur bei dieser geblieben ist. Am 21. September 06 erreichte uns die 1. Klage vom HILFSWERK mit einem Streitwert in Höhe von 36.000.- Euro auf Unterlassung – aber dazu mehr an anderer Stelle.

[seamless-donations]

(22-09-06)

Schreibe einen Kommentar