Das HILFSWERK in Österreich wendet einen beachtlichen Betrag für unterschiedliche Arten von Werbungen auf. Das ist auch durchaus nachvollziehbar, will der gemeinnützige Verein (ÖVP) doch seine Vormachtsstellung in Österreich erhalten und ausbauen. Die Landesorganisation vom HILFSWERK in Niederösterreich stellt den größten „Wirtschaftsbaustein“ innerhalb der Organisation dar. Und wenn wir nicht in einer aktuellen Ausgabe einer Werbezeitung vom 11.3.09 auf eine Doppelwerbung zum Angebot des Menü-Service vom NÖ HILFSWERK gestoßen wären, wäre wohl noch mehr Zeit verstrichen, bis wir diese Reportage, angesichts der zahlreichen Klagen mit denen uns das NÖ HILFSWERK seit 2006 wegen der Exklusivserie über den „Pflegenotstand aus der Sicht des Pflegepersonals“ eindeckt, veröffentlicht hätten.
Menü-Service vom Niederösterreichischen Hilfswerk – zur Vergrößerung Klick aufs Foto
Seit vielen Jahren bezieht die Pflegeorganisation für ihren Geschäftszweig „Essen auf Rädern“, wie es im Dienstleistungsangebot benannt wird, ihre Produkte von der GUSTANA Menü-Service GmbH, die nach dem Umzug in das Wiener Industriegebiet (2008 – laut eigenen Angaben) ihren Namen in Kulinarik Gastronomie & Frischküche GmbH änderte. Dem Zeitgeist der modernen Gesellschaft angepasst, auch um ein höheres Abnehmerpotential für die Fertiggerichte und -speisen anzusprechen, kam das Management schon vor Jahren auf die Idee, die Dienstleistung der Fertiggerichtzustellung von zuvor betagten, alten und kranken Personen auch auf die Zielgruppe der Konsumenten auszuweiten, die sich einfach die Zeit zum Kochen sparen möchten.
So hat auch DER GLÖCKEL im Zuge seiner langjährigen Recherchen zum HILFSWERK das Dienstleistungsangebot des „Essen à la carte“ getestet und bezog, wie jeder andere Kunde vom HILFSWERK auch, die Fertigspeisen, die wöchentlich einmal geliefert werden. Die verpackten, tiefgefrorenen Speisen müssen nur im Microwellenherd gestellt werden und nach ein paar Minuten ist das Essen zum Anrichten und dem Konsum fertig. Eine reichhaltige Auswahl und durchaus schmackhaft bis nach 8 Tagen „Kohlgemüse mit Röstinchen“ auf dem Teller lag. Doch bevor der Tellerinhalt aufgegessen war, kam plötzlich ein glänzender Gegenstand zum Vorschein und „Kohlgemüse mit Röstinchen“ entpuppte sich unerwartet als schwer metallhaltig. Es fand sich in diesem sogenannten VITALMENÜ eine 25mm lange, sogar etwas aufgespreizte Büroklammer!
aufgespreizte Büroklammer im Fertigmenü vom Kulinarik Gastronomie & Frischküche GmbH
Positiv war der Umstand, daß man als Testesser andere Eßgewohnheiten an den Tag legt, als der durchschnittliche Mensch, der vordergründig seinen Hunger stillen möchte und ggf. auf den Genuß beim Verzehr verzichtet. Letztlich bezieht man als Konsument vordergründig solche Dienstleistungsangebote um auch Zeit zu sparen … Berücksichtigt man jedoch die primäre Hauptzielgruppe der betagten und/oder älteren Menschen und/oder Kranken, die möglicher Weise zusätzlich eine Sehschwäche haben und das Essen vor dem Verzehr nicht so genau betrachten, hätte der Löffel mit enthaltener Büroklammer dramatische Folgen haben können. Diese reichen vom Verschlucken über ein Verspießen in der Speiseröhre bis hin zu einem kaputten Zahn – ein sehr breites Spektrum.
„WERTVOLLE KOST – Oma erstickte an 1 Cent teurer Büroklammer“ hätte möglicher Weise die Schlagzeile der BILD ZEITUNG gelautet.
Mit den von uns gemachten Feststellungen unter Hervorhebung des durchaus gegebenen hohen Gesundheitsgefährdungspotentials der zuvor angeführten Personengruppen, wandten wir uns an den Produzenten der Fertiggerichte. Um eine ordnungsgemäße Beurteilung der Sachverhaltes vornehmen zu können, übermittelten wir diesem den Rest der Speise in der Originalverpackung inklusive dem darin vorgefunden Fremdkörper. Frau LORENZ, der nunmehrigen Kulinarik Gastronomie & Frischküche GmbH teilte in ihrer Stellungnahme wie folgt:
Unsere internen Hygieneanweisungen verbieten das Einbringen sämtlicher produktionsfremden Gegenstände (Metall, Glas, Holz …) in den Küchenbereich. Da wir letztlich nicht feststellen konnten, wo die Büroklammer in das Lebensmittel gelangt ist, haben wir den Vorfall sowohl mit unserem Lieferanten (die Büroklammer konnte bereits in den Rohwaren vorhanden gewesen sein) als auch mit unseren Mitarbeitern eingehendst besprochen, um einen solchen oder ähnlichen Fall in Zukunft möglichst auszuschließen. Weiters haben wir den nach der Verpackungsanlage installierten Metalldetektor nochmals genau überprüft und kalibriert.
Faksimile der Stellungnahme des Produzenten und Essenslieferanten vom NÖ HILFSWERK
Diese Stellungnahme nahmen wir zur Kenntnis, wobei es uns in Kenntnis der Funktionseigenschaften des Metalldetektors doch etwas seltsam vorkommt, da diese in der Praxis bei viel kleineren Gegenständen bzw. bei geringerem festgestellten Metallgehalt Alarm auslösen. Auf der anderen Seite, auch wieder aus rein beruflicher Erfahrung wissen wir, daß sich oftmals „unzufriedenes“ Personal mit derartigen Handlungen an Arbeitsgebern rächt – ob dies im gegenständlichen Fall zutreffend war oder nicht, können wir nicht beurteilen.
In der Presseaussendung vom NÖ HILFSWERK zur Übergabe der 100.000sten Portion „Essen auf Rädern“ am 31.10.08 schrieb die Pressesprecherin Mag. Petra SATZINGER u.a.: „Neben der Vielfalt ist vor allem der hohe Nährwert ein schlagendes Argument für Essen à la carte“ – aber solche Ballaststoffe!?
Wir beendeten jedenfalls unseren Test von „Essen à la carte“ und verzichteten auch auf die Einladung zur Betriebsführung beim Produzenten.
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